Aller guten Dinge sind drei und spätestens mit diesen Ideen sollte das Fernweh nach Großbritannien für eine Weile zufrieden sein. Heute gehen wir Shoppen! Toll, oder? Die schlechte Nachricht, wir gehen nicht in der Highstreet auf Schnäppchenjagd (der Sommer- oder Winter-Sale bei Clarks ist eigentlich immer meine erste Anlaufstelle), drücken uns nicht an der verlockenden Auslage der Fudge Factory in Bath die Nase platt und setzen uns dann auch nicht tütenbepackt in eines der gemütlichen Vintage-Cafés für einen riesigen Carrot Cake. Nein, heute ist Online-Shopping angesagt. Auf der Einkaufsliste stehen Produkte, mit denen ich normalerweise im Urlaub meinen Koffer vollstopfe, weil es sie in Deutschland nicht gibt oder als Import nur deutlich teurer.

Achtung: Seit dem Brexit gelten andere Einfuhrbestimmungen, und ihr müsst euch auf eine Einfuhrumsatzsteuer gefasst machen, die wohl ganz schön happig ausfallen kann. Bisher konnte ich noch nicht verlässlich herausfinden, wie viel an Kosten auf den Besteller zukommt und wie man sie im Einzelfall ausrechnen kann. Ich bleibe aber dran 🙂

It’s Tea time

Seit meinem ersten London-Besuch liebe ich den winzigen, holzgetäfelten Twinings-Shop unweit der Temple Church (unbedingt mal sonntags um 11.15 Uhr in den Gottesdienst gehen, der Knaben- und Männerchor singt richtig gut). Inmitten der meterhohen Regale mit Riech-Gläschen für jede Teesorte überfällt mich meist der regelrechte Kaufrausch. Meine Favoriten aus der Superblend-Serie verschwinden als Jahresvorrat ruck zuck im riesigen Einkaufskorb, dazu kommen noch ein paar ungewöhnliche Sorten loser Tees und britische Klassiker als Mitbringsel. Beim Kofferpacken fängt der Spaß dann richtig an: Wie passen die ganzen Schachteln ohne Quetschen in den eigentlich schon vollen Koffer? Im Twinings-Onlineshop gibt es das gesamte Sortiment ohne die lästigen Gepäckbeschränkungen. Wegen der vergleichsweise hohen Versandkosten lohnt es sich hier, größere Mengen zu bestellen und sich ggf. mit anderen Teetrinkern zusammenzutun.

Vorsicht ziemlich Süß!
San Francisco Fudge Factory in Bath
Bei der Auswahl weiß man am Ende gar nicht mehr wohin mit dem ganzen Fudge.

Etwas mehr ordern sollte man wegen des Portos auch von Fudge. Wer jetzt nur an den Zaubereiminister Cornelius Fudge denkt, für den folgt hier ein kurzer Abriss über die sehr britische Süßigkeit: Fudge ist eine Butterkaramell-Masse, mal krümelig-kristallin, mal weich wie Knetmasse. Sie besteht aus Butter, Zucker und Milch und wird dann mit allen möglichen Zutaten aromatisiert. Beispielsweise mit Rum und Rosinen, weißer Schokolade, Kaffee oder Marshmallows. Ich verbinde damit besondere Urlaubsmomente, wie den Besuch von Eton und Windsor Castle mit unseren englischen Freunden oder meine erste Englandreise nach Bath. Dort hält sich die San Francisco Fudge Factory bisher tapfer und liefert ihre Kreationen in 100g-Stücken auch nach Hause. Für mich der beste Fudge, denn ich mag lieber Knetmasse als Krümel. Die 4er- oder 8er-Boxen machen sich auch super als Geschenk, vorausgesetzt die oder der Beschenkte isst gerne (sehr!) süß.

Tierische Sammelobjekte

Besondere Geschenke, die nicht gleich auf den Magen oder die Hüfte schlagen, sind Dcuks. Der Buchstabendreher ist das Markenzeichen der britischen Firma, die in liebevoller Handarbeit Holzenten herstellt. Es sind nicht irgendwelche schnöden Enten, sondern eine ganze Familie aus kleinen, mittleren und großen Laufenten. Charakteristisch sind die bunt lackierten Gummistiefel. In unserer kleinen Entenfamilie tragen die erwachsenen Enten Gummistiefel in schottischen Clanfarben (sie kommen aus Inverness), das Entenküken aus dem einzigen Shop im cornischen Coverack hat feuerrote Wellies und die große Schwester (ein Geschenk zu unserer Hochzeit) Blümchenstiefel. Natürlich gibt es auch Enten mit Einhorn-Schühchen, Regenmantel, Arztkittel, Absolventen-Hut oder als Brautpaar herausgeputzt. Für ziemlich jeden Anlass findet sich die richtige Ente. Achtung, günstige Fälschungen gibt es inzwischen zur Genüge: An deren teils grober Machart und den nicht ganz so stimmigen Proportionen merkt man den Unterschied. Außerdem trägt die echte Dcuk einen kleinen Metallstempel.

dcuk-Familie
Pub@home

Die Einkaufsliste wäre unvollständig ohne einen Blick hinter den Tresen. Denn Pubs sind aus Großbritannien nicht wegzudenken. Ob für ein Feierabend-Bier mit Kollegen, die Übertragung von Sportevents oder Halloween- und Neujahrspartys mit Live-Musik oder sogar Tanz  – im „erweiterten Wohnzimmer“ ist immer was los. Zwei meiner schönsten Jahreswechsel konnte ich mit Freunden im Pub verbringen. In England wurde um Mitternacht im großen Kreis mit allen Gästen ins neue Jahr getanzt, egal ob Freund, Familie oder Fremde. Bei der Ceilidh in Schottland war der ganze Pub-Abend auf Tanzen ausgelegt, paarweise und in Gruppen, mit und ohne Partnerwechsel und immer mit Moderator, der die jeweilige Choreografie angesagt hat. Zur Stärkung und zum Anstoßen gab es dann um Mitternacht „Stovis“ (Pulled Pork mit Kartoffelbrei) und „Tram“ (ein Gläschen Whisky). Wer sich getränketechnisch etwas Pubfeeling nach Hause holen will, findet online eine sehr große Auswahl. Bei diesen Shops habe ich schon Cider, Bier und Whisky bestellt und war begeistert von der Vielfalt und dem Preisleistungverhältnis: Cider and more und Whisky.de

Musik ab!

Nachdem sich mein Konto gerade verdächtig schnell leert, ist es Zeit auf eine etwas kostengünstigere Fernweh-Strategie umzusteigen. Im Klartext: Jetzt gibt’s was auf die Ohren. Musik hat den direkten Draht zu unserer Emotionsschaltzentrale. Wir nehmen die Klänge vielleicht noch gar nicht bewusst wahr und dennoch machen sie schon etwas mit uns – also ideale Voraussetzungen für Urlaubsgefühle zu Hause. Großbritannien ist seit Jahrhunderten eine Musiknation, entsprechend vielseitig ist die Auswahl an Titeln, die wir für unseren persönlichen Soundtrack nutzen können. Spontan fallen mir ein: The Beatles, Adele, Elton John, Sting, Phil Collins, Queen, Rolling Stones … Ich belass es dabei, sonst bin ich nächsten Monat noch beschäftigt.

Seit erkennbar ist, dass es für mich (und wahrscheinlich die meisten anderen) in absehbarer Zeit keinen England- oder Schottland-Urlaub gibt, höre ich wann und wo es geht BBC Radio 2. Über die Wahl des Senders lässt sich sicherlich streiten, für mich passt die Mischung aus Musik und teils längeren Text- und Hörerbeiträgen. Ich freue mich, wenn ich Muttersprachler reden höre, mein Englisch dadurch einigermaßen konservieren kann, und von den regionalen Akzenten, alltäglichen Themen und der Stimmung im Königreich etwas mitbekomme. Die Leute, mit denen ich sonst vielleicht im B&B oder Pub ins Gespräch gekommen wäre, „treffe“ ich nun eben im Radio. Crazy times…

Als klassische Sängerin habe ich zudem eine Schwäche für Georg Friedrich Händel, Edward Elgar und Benjamin Britten. In der Royal Albert Hall in London sind diese Herren Stammgäste. „Pomp and Circumstance Nr.1“ von Elgar wird als inoffizielle Nationalhymne traditionell bei der Last Night of the Proms gespielt. Ebenfalls Pflichtprogramm sind „Rule, Britannia!“ von Thomas Augustine Arne und „Jerusalem“ von Hubert Parry. Spätestens wenn das Publikum mitsingt, bekomme ich Gänsehaut.

Nicht fehlen darf in meiner persönlichen Playlist das für diesen Blog namensgebende Lied „Fairest Isle“ des Barockkomponisten Henry Purcell. Es ist eine gesungene Liebeserklärung an die schönste aller Inseln, für die sogar Venus ihre Grotte verlässt. Seufz. Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.