"Fernweh aufessen"
Mit Essen und Trinken klappt es bekanntlich super, Urlaubsgefühle zu wecken bzw. den kleinen „Ich will aber nach England“ für eine Weile ruhigzustellen. Schon beim Kochen rückt die Insel ein gutes Stück näher. Viele Rezepte (ausgenommen vielleicht Haggis) lassen sich mit deutschen Zutaten problemlos umsetzen und man muss kein Sternekoch sein, um ein authentisches Gericht auf den Teller zu bringen.
PUBKLASSIKER
An der Spitze meiner Lieblingsgerichte steht mit Abstand der Pubklassiker Steak-and-Ale-Pie (oder als vegane Option Mushroom-and-Ale-Pie). Im Prinzip ein Biergulasch im Teigmantel. Dazu gibt es Kartoffelbrei und grünes Gemüse. Bei den Briten sind es oft Erbsen, wobei ich den Verdacht habe, dass es weniger das Lieblingsgemüse der Nation als vielmehr ein praktisches „Alibi-Gemüse“ ist. Ich hab jedenfalls noch keinen Briten beobachtet, der sein Tellerchen leer gegessen hat.
Etwas eleganter und erbsenfrei kommt der Seafood Chowder daher, ein Fischeintopf, den ich in einem schottischen Pub das erste Mal gegessen habe. Der Seafood Chowder ist reich an verschiedenen Fischsorten, Garnelen und manchmal auch Muscheln und wird mit Fenchel und Sahne verfeinert. Heizt im Winter gut ein und bringt das Meer quasi vor die Haustür.
Für den Alltag ist das englische Familienessen Macaroni-and-Cheese super. Es geht schnell, räumt bei Bedarf sämtliche Käsereste aus dem Kühlschrank auf und verträgt alle möglichen „Add-ons“ (wie ich eben gelernt habe „Add-ins“ im Englischen): Speck, Semmelbrösel, Spinat, Chili, Hühnchen, Shrimps…. Im Zweifel alles, was gerade wegmuss.
Home sweeeeeet home
Und dann gibt es da ja noch jede Menge süße Kalorienbomben. An denen komme ich im Urlaub schwerlich vorbei und die dürfen natürlich auch im England-Entzug zu Hause nicht fehlen. Fangen wir mal beim Nachtisch, den Puddings, an:
Der Sticky-Toffee-Pudding war das erste englische Dessert, das ich beim Essen mit Freunden probieren „musste“. Eigentlich war ich schon pappsatt und vermutlich deshalb hat sich dieser extrem süße und reichhaltige Nachtisch in mein Gedächtnis eingebrannt. In der Kurzfassung handelt es sich um ein Schoko-Dattel-Küchlein, das in Sahne-Karamellsauce badet. Nichts für schwache Mägen.
Für Liebhaber von Banane und Karamell ist der Banoffee-Pie ein Muss. Auf Keksbröselboden kommt eine Schicht Milchkaramell (Dulce de lece), eine Schicht Bananenscheiben und als Abschluss eine dicke Schicht Sahne und Schokoraspeln. Sehr simpel zu machen und „very British“.
Etwas ungewöhnlich für ordnungsliebende Menschen ist der Nachtisch „Eton Mess“, den es auch als Fudge oder Eissorte gibt: zerbrochene Meringen, Schlagsahne und Erdbeersauce. Hübsch chaotisch in einer Glasschale anrichten. That’s it.
Die Dessertkarte im Pub wäre vermutlich an dieser Stelle noch nicht zu Ende, aber wir wollen ja für den Afternoon Tea noch etwas Platz lassen, oder? Also, dann mal ran an den Speck – und das ist in diesem Fall wörtlich gemeint. Britische Kuchenkreationen sind allesamt „very rich“ und vereinen meist viel Zucker und Fett. Aber von irgendwas muss der kleine „Ich-will-aber-nach-England“ ja groß und stark werden.
Afternoon Tea
Lynn
Danke für deine Fernweh-Bekämpfungs-Inspiration! Das macht es gleich ein wenig leichter, denn Fernweh nach England habe ich auch! Der Hummingbird Cake sieht großartig aus, daran werde ich mich in nächster Zeit definitiv mal trauen. 🙂